Miriam Hörig, geb. 1996 in Deutschland
(Eltern stammen aus Rumänien/Siebenbürgen)

Mein Name ist Miriam Hörig. Im Jahr 2014 habe ich mein Abitur absolviert. Danach habe ich ein freiwilliges soziales Jahr beim Arbeiter-Samariter-Bund in der offenen Behindertenhilfe gemacht. Momentan studiere ich Produktdesign an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Ich selbst bin in Deutschland geboren, meine Eltern kommen ursprünglich aber aus Siebenbürgen in Rumänien. Sie sind vor etwa 35 Jahren nach Deutschland ausgewandert. Trotzdem spüre auch ich eine tiefere Verbindung zu der Heimat meiner Eltern, die ich seit meinem zweiten Lebensjahr mindestens einmal jährlich besuche. Das Dorf namens Kleinschelken, aus dem meine Eltern stammen, liegt am Rande der Karpaten in einem Tal umgeben von Bergen. Auf den ersten Blick wirkt es ruhig und friedlich. Die Häuser sind teilweise heruntergekommen, die Straße holprig und hin und wieder fährt ein Pferdewagen den Weg entlang. Im Zentrum des Dorfes, am Marktplatz, steht die 800 Jahre alte Kirchenburg. Kleinschelken hat seinen eigenen Charme und man fühlt sich auf Anhieb wohl und heimisch. Die jährlichen Urlaube in der Heimat meiner Familie haben meine Kindheit und Jugend positiv geprägt. Ich würde sogar behaupten, dass ich dort meine schönsten Kinder- und Jugendtage verbringen durfte.
Einmal im Jahr, in der Sommerzeit, kommen viele aus Kleinschelkenstammende Bekannte und Verwandte zum Urlaubmachen zurück in das schöne Dorf.
Während meiner Kindheit waren daher auch viele Kinder dabei, mit denen ich dort meine Zeit verbringen konnte. Ich habe aber auch gerne mit den einheimischen Kindern gespielt, ohne ein Wort rumänisch zu verstehen, was für uns Kinder aber kein Problem dargestellt hat. Sich am Berghang Rutschen bauen, klettern, auf Pferdewagen springen und sich eine Zeit durch die Gegend kutschieren lassen, von Balken in Heuhaufen springen, mit der Kuh-Herde am Abend vom Berg steigen und mit den unzähligen Katzen- und Hundebabys spielen- das sind nur wenige Einblicke von all den schönen Tätigkeiten und Erlebnissen aus meiner Kindheit in der Heimat meiner Eltern. Die Urlaube haben mir Möglichkeiten geboten, die in Deutschland so nicht möglich gewesen wären. Auch die Urlaube, die ich in meiner frühen Jugendzeit in Siebenbürgen erlebt habe, waren etwas ganz Besonderes. Alle jungen Leute haben sich auf der Gasse getroffen und sind zusammen losgezogen, egal, ob wir nur Sonnenblumenkerne knabberten, in den „Schanz“ rumhingen, ein Lagerfeuer auf dem Berg mit Decken und den Hunden im Gepäck machten, eine Party in unserem Jugend-Partyraum neben der Kirchenburg veranstalteten, der legendären Dorfdisco einen Besuch abstatteten, der meistens erst endete, als die Hähne krähten. Ebenso sind die täglichen wie auch nächtlichen Jeep-Touren durch die Wälder und Landstriche rund um das Dorf unvergesslich. Auch hier habe ich wieder nur paar Einblicke gegeben, wie ich die Ferien meiner Jugend in der Heimat meiner Eltern verbracht habe/ immer noch verbringe. Ich genieße in Kleinschelken die Natur, die Unverbindlichkeit, die Zeitlosigkeit und das Gefühl, für eine begrenzte Zeit abgeschottet von der Welt da draußen zu sein. Für eine begrenzte Zeit mal nichts von zu Hause und den Problemen der Welt mitbekommen. Das genieße ich!
Siebenbürgen ist eine schöne Region und bringt sehr viel Sehenswertes mit sich. Ich bin auch innerhalb Siebenbürgens schon viel gereist und kann jedem empfehlen, das auch zu tun. Trotz all der schönen Aspekte der Heimat meiner Eltern bin ich sehr froh, dass sie nach Deutschland ausgewandert sind und ich dadurch hier aufwachsen konnte. Meine Mitmenschen sehen mich als das, was ich bin- eine Deutsche. Ich werde aber des Öfteren nach meiner bzw. der Herkunft meiner Eltern gefragt, wenn den Leuten auffällt, dass ich mein „r“ rolle. Meine Antwort darauf ist, dass ich erzähle, woher meine Eltern stammen, und ich bin jedes Mal verblüfft, wie wenige etwas über Siebenbürgen wissen bzw. noch nie etwas davon gehört haben. Ich freue mich auf jeden weiteren Urlaub in der Heimat meiner Eltern und möchte, falls ich auch mal Kinder haben werde, mit ihnen ebenfalls Urlaub in dem kleinen Dorf namens Kleinschelken machen, damit auch sie so schöne Zeiten wie ich dort verbringen können. Mein Ziel ist es, diese Tradition fortzuführen, damit die Heimat meiner Eltern nie in Vergessenheit gerät.
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