575 Gäste kamen zum Kleinschelker Treffen am 8. und 9. August 2024 im Heimatort – darunter die rumänische Kulturministerin Raluca Turcan. Es war das erste Treffen mit Beteiligung einer Ministerin, das fünfte in der alten Heimat und das 20. Treffen insgesamt. Wieder gelang es den engagierten Mitgliedern der HOG, ein Fest in einer solchen Größenordnung reibungslos und vor allem sehr stimmungsvoll zu organisieren. Besonders beeindruckend war dieses Mal die Teilnahme sehr vieler junger Menschen, die sich dem Geburtsort ihrer Eltern verbunden fühlen und Traditionen fortführen.
Das Treffen begann dem klangvollen Glockengeläut, für das mehrere junge Männer auf den Turm stiegen und sich beim anstrengenden Läuten abwechselten. Die Glocken riefen die Kleinschelker zur frisch renovierten Kirchenburg, die nach der umfangreichen Restaurierung im Rahmen eines EU-Projekts in neuem Glanz erstrahlte. Gefeiert wurde nicht nur ein Gottesdienst, sondern auch die Wiedereinweihung der altehrwürdigen Basilika. Viele Gäste zogen zu diesem Anlass die Tracht an, vor allem die Kinder und Jugendlichen, die wie früher die Bänke vorne füllten. Den Festgottesdienst gestalteten der Pfarrer der Heimatkirche, Gerhard Servatius-Depner, seine Frau Hildegart Servatius-Depner, der Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli und der Kleinschelker Pfarrer Martin Hermann gemeinsam, untermalt von den Klängen des Pianos von Organist Alfred Weiss und von den schönen Stimmen des Kleinschelker Chores unter der Leitung von Andreas Stühler.
Wertvolles kulturelles Erbe
Drei Jahre hatten die umfangreichen Arbeiten an der Kirchenburg gedauert und knapp zehn Jahre das gesamte Restaurierungsprojekt. Es ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie europäische Zusammenarbeit und lokales Engagement Hand in Hand gehen können, um unsere Kultur zu bewahren und zu erneuern. Georg Weiss, Vorsitzender der HOG Kleinschelken e.V., fasste in seiner Ansprache zusammen: „Die Renovierung unserer Kirche ist mehr als nur eine bauliche Maßnahme. Sie ist mehr als nur ein Gebäude aus Stein und Holz. Sie symbolisiert unseren Glauben an die Zukunft unserer Gemeinschaft und unsere Verpflichtung, dieses kulturelle Erbe zu bewahren und weiterzugeben.“ Er dankte allen, die das Projekt ermöglicht und umgesetzt hatten, nicht zuletzt allen Kleinschelkern, die durch ihre Spenden zur Finanzierung beigetragen haben.
Nachwuchs bewegt die Herzen
Nach dem Einweihungsgottesdienst schritten viele Trachtenpaare durch das alte Port-Tor auf den Markplatz. Vor allem die große Zahl des Nachwuchses bewegte die Herzen der Zuschauer. Alle in Deutschland geboren, viele von ihnen noch keine 20 Jahre alt, trugen sie mit Stolz die Tracht ihrer Mütter und Väter, ihrer Groß- oder gar Urgroßeltern: die bestickten Hemden, die bunten Bänder, die blaue Tracht oder auch den weißen „schinen Pendel“ mit dem typischen „Garnierlaibel“ aus Samt. Die Gäste, die sich im großen Kreis auf dem Markplatz versammelt hatten, verband das gute Gefühl, dass der Nachwuchs unsere Traditionen weiterführt, dass es weitergeht, „enzt uch engden“, wie es in der Kleinschelker Hymne heißt. Das stellten die Mädchen und Jungen dann auch unter Beweis, mit einer Kinder-Tanzgruppe, die (mit einigen Müttern) aus zehn Paaren bestand – die jüngsten unter ihnen waren erst fünf Jahre alt. Sie tanzten mit großem Spaß den „Neuen Klapptanz“ und den „Siebenschritt“. Die Jugend-Tanzgruppe, auch hier zehn Paare, zeigte mit zwei traditionellen Tänzen, dass sie ihre Wurzeln kennen und lieben. Diese jungen Menschen lassen die alten Bräuche auch in der neuen Heimat weiterleben, denn zu den Tanzproben in Deutschland nahmen viele weite Anreisen auf sich. Das ist eine Bestätigung dafür, dass unsere Gemeinschaft auch über zeitliche und räumliche Grenzen hinweg stark und lebendig bleibt. An dieser Stelle vielen Dank an die Verantwortlichen der Tanzgruppen, Anita Gross, Marion Rienerth und Elke Schoger.
(Die Kinder-Tanzgruppe zeigte mit großem Spaß den „Neuen Klapptanz“ und den „Siebenschritt“ auf dem Marktplatz in Kleinschelken. Die jüngsten unter ihnen sind erst fünf Jahre alt.)
Über Grenzen und Generationen hinweg
Auch Uwe Draser, der als fähiger Manager vor Ort sowohl bei der Renovierung der Kirchenburg als auch bei den Treffen viele Fäden in der Hand hält, betonte in seiner Eröffnungsrede, wie wichtig es ist, das kulturelle Erbe und die Traditionen über Generationen zu pflegen und weiterzugeben. Uwe Drasers Familie ist das beste Beispiel, dass das, was unsere Vorfahren geschaffen haben und wir heute schaffen, auch morgen Bestand haben wird: Sein Vater hat in der Vergangenheit den Grundstein gelegt, heute führt Uwe sein Werk fort, in Zukunft werden seine Kinder in diese Fußstapfen treten.
Kleinschelker Köstlichkeiten
Im Schulhof erwartete die Gäste dann Hanklich, Striezel und Pali, zum Mittagessen im Saal und im großen Zelt gab es „Schluppernsuppe“ und andere Köstlichkeiten. Nach Kaffee und Torte luden die Kleinschelker Adjuvanten zum Tanz ein und am Abend sorgte die „Combo-Band“, die in Hermannstadt schon Begeisterungsstürme bei einem sehr großen Publikum auf dem großen Ring ausgelöst hatte, für beste Stimmung. Mit ihren beliebten Hits holte sie alle auf die Tanzfläche. Die großartige Feuershow am späten Abend auf dem Marktplatz war noch lange nicht der Abschluss, denn viele feierten gemeinsam bis ins Morgengrauen.
Besinnliche und fröhliche Momente
Der zweite Tag begann besinnlich, mit der Andacht auf dem Friedhof, um der Verstorbenen zu gedenken, die in Kleinschelken oder in Deutschland begraben sind. Die Ansprache von Pfarrer Martin Hermann, der Vortrag von Georg Weiss und die Klänge der Blasinstrumente rührten viele zu Tränen. Nach dem Mittagessen im Saal referierte unser Geschichtsprofessor i. R., Hans-Gerhard Pauer, in einer erneut voll besetzten Kirche zur Zwangsdeportation der Kleinschelker Sachsen nach Russland. Der Vortrag basierte auf Aussagen von Zeitzeugen und schilderte den Ablauf und die grausame Behandlung unserer Landsleute. An dieses schreckliche Kapitel in unserer Geschichte erinnerte er anlässlich des 80. Jahrestag am 14. Januar 2025.
Danach ging es wieder fröhlich weiter: Die Kleinschelker brauchen nur ein Akkordeon, damit ihnen ein Lied nach dem anderen einfällt. Junge und Alte sangen kräftig mit, mit besonders viel Stolz die Zeilen der Hymne: „Mir, de Jugend vun Klischielken, mir lossen eus net!“ Das hat dieses große Fest in der alten Heimat wieder eindrucksvoll bewiesen.
Dank für ein unvergessliches Treffen
Allen, die das Treffen auf die Beine gestellt, organisiert, realisiert und tatkräftig mitgeholfen haben, in Deutschland und vor Ort, in unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. Die vielen Namen zu nennen, dafür würde der Platz nicht reichen. Dank ihrer ehrenamtlichen Mühe, Planung und Hingabe wurde dieses Zusammenkommen zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle. Es war eine wunderbare Gelegenheit, alte Erinnerungen aufleben zu lassen und neue zu schaffen.
Text: Heike Schuster, Georg Weiss
Foto: Elke Schoger
Für weitere Impressionen in Form von Fotos, lohnt es sich, in der Kleinschelker Bilder-Galerie vorbeizuschauen.
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